Rezension: Der weite Weg nach Hause von Rose Tremain


„Der weite Weg nach Hause“ von Rose Termaine erzählt die Geschichte des Ostblöcklers Lev, der in London sein Glück sucht und sich dabei immer wieder mit grossen Schwierigkeiten herumschlagen muss – ein modernes Märchen, das den Leser zu fesseln vermag.

Im kleinen Dorf Auror sah der 42-jährige Lev keine Zukunft mehr. Nach dem Tod seiner Frau Marina und der Schliessung der Sägemühle, in der er gearbeitet hatte, sah er keinen anderen Ausweg als nach London zu gehen und dort sein Glück zu versuchen. Dort angekommen schlägt er sich mit Gelegenheitsjobs als Prospekteverteiler und Tellerwäscher durch. Das Blatt schien sich zum Guten zu wenden, als er in der Person von Sophie eine neue Geliebte fand und in der Küche zum Hilfskoch aufstieg. Doch dann erreicht ihn aus der Heimat die schockierende Meldung, dass sein Dorf aufgrund eines Staudammprojekts dem Erdboden gleichgemacht werden soll.

Lev das Stehaufmännchen
In London hat Lev mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen. Er hat keine Arbeit, keine Wohnung, kein Geld und beherrscht die Englische Sprache mehr schlecht als recht. Dennoch kämpft er für seine Familie weiter, auch in ausweglos erscheinenden Situationen. Als er dann von der erschütternden Nachricht aus der Heimat erfährt, reift in ihm eine Idee heran: Er will seine eigenes Restaurant eröffnen. Für diesen Traum, für die ihn beinahe alle belächelten, gibt er alles. Er nimmt zwei Jobs gleichzeitig an, damit er genügend Geld auf die Seite legen kann. Dieser Enthusiasmus und diese Leidensbereitschaft für den grossen Traum alles zu opfern, könnten sich viele als Vorbild nehmen.


Freundschaften fürs Leben
In der Zeit in der Lev in London weilte, fühlte er sich oft allein und verspürte Heimweh. Er vermisste seinen besten Freund Rudi, seine Mutter und seine Tochter. Er hatte zwar regelmässigen Kontakt per Telefon, doch das genügte nicht. Besonders hart traf es ihn, als ihm Rudi vorwarf, sie hätten ihn in der Heimat bereits vergessen, denn er interessiere sich ja sowieso nicht mehr für sie. Um über diese schwierige Situation hinweg zu kommen, half im Christy Slane, mit dem er eine Wohnung teilte. In ihm fand er einen neuen Freund, einen Ersatz für Rudi. Als er dann wieder zurück in seiner Heimat war und allen sein Restaurantprojekt offenbarte, war die Welt wieder in Ordnung.

Ein modernes Märchen mit partiellem Happy End
Die Geschichte gleicht einem modernen Märchen. Am Ende gewinnen die guten und alles scheint in bester Ordnung zu sein. In London bekommt Lev immer wieder unerwartete Hilfe, so beispielsweise von seinem ehemaligen Chef GK Ashe oder von den Bewohnern des Altenheims, die er bekocht. Diese „Zufälle“ sind teilweise etwas gar weit her geholt, vermindern das Lesevergnügen aber keineswegs. Die Tatsache, dass Lev am Ende zwar eine neue Frau findet, sich aber bewusst ist, dass er sie nie richtig lieben wird, da er noch immer nicht über seine grosse Liebe Marina hinweg gekommen ist, verhindert ein totales Happy End. Doch genau das ist es, was das Buch für mich zu einem authentischen und modernen Märchen macht – absolut empfehlenswert.
(fba)

Bibliografische Angaben:

Titel: Der weite Weg nach Hause
Autor: Rose Tremain
Seiten: 490
Erschienen: 2007
Verlag: Suhrkamp Verlag
ISBN-10:  9783518461204
ISBN-13: 978-3518461204
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